Kränkung

Definitionen:
1. Kränkung ist die Verletzung eines anderen Menschen in seiner Ehre, seinen Gefühlen und seiner Selbstachtung.
2. Kränkung ist die Verwundung der seelisch-psychischen Integrität.
3. Kränkung ist der Angriff auf persönliche Gefühle, Vorstellungen und Werte.
4. Kränkung ist die nachhaltige Erschütterung des Selbstbildes.

All diese Definitionen sprechen wesentliche Merkmale einer Kränkung an, erfassen aber nicht ihr ganzes Wesen.

Das erste Mal

Ich erinnere mich wieder an diesen Tag, viel später, bei einem Treffen mit Freundinnen.
„Hallo, ihr habt ja gute Laune. Was ist denn so lustig?“
„Claudia hat von ihrem ersten Mal erzählt. Wie war es denn bei dir?“
Mein erstes Mal, ich kann mich sehr gut erinnern. Ich wollte irgendwohin, keine Ahnung wohin. An der Ecke vom Bunker hat mich ein Typ angesprochen, ich kannte ihn vom Sehen. Gesprochen hatte ich nie mit ihm. Die anderen Mädchen fanden ihn attraktiv. Ich nicht. Er hatte lange Haare und das gefiel mir nicht. Auf jeden Fall hat er mich angesprochen und mir gesagt, ich solle mit zu ihm kommen. Obwohl ich keinerlei Erfahrung hatte, wusste ich sofort, was er von mir wollte. Und ich wusste, dass ich es nicht wollte. Panik. Blockade. Leere. „Du kommst jetzt mit!“ Keine Ahnung, was zu tun war. Überforderung, Verzweiflung, keine Idee. Ankunft. Gefangen. „Zieh dich aus und leg dich ins Bett.“
Ich gehorchte. Ich lag im Bett. Wartete. Er kam, legte sich auf mich, drang in mich ein. Härte. Schmerz. Irgendwann war es vorbei. Er legte sich neben mich, aber aufstehen durfte ich nicht. Ich musste liegen bleiben, bis er eine geraucht hatte. Dann durfte ich aufstehen, mich anziehen und gehen.
Das war mein erstes Mal. Aber das erzähle ich natürlich nicht, das behalte ich für immer für mich.
„Also damals, lustige Geschichte …“

Erinnerung

Du bist schon dreißig Jahre alt

doch denke ich an dich,

Verliere ich fast meinen Halt

so tief berührst du mich.

Statistik des BKA 2018

Bevölkerungszahl 2018
Gesamt 82.792.351 100%
weiblich 41.948.786 50,68%
männlich 40.843.565 49,32%

 

Opfer 2018
Gesamt 9324 100%
weiblich 8851 94,93%
männlich 473 5,07%

 

Tatverdächtig 2018
Gesamt 8047 100%
weiblich 102 1,27%
männlich 7945 98,73%

 

Quelle: BKA
Impressum BKA –
Statistische Informationen zu ausgewählten Straftaten/-gruppen in der Bundesrepublik und in den Bundesländern sowie deren Hauptstädte Ausgabe: 2018 Version: 1.0 Bevölkerungszahlen: Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2018, Bevölkerung am 31.12.2017 Herausgeber: Bundeskriminalamt Abteilung IZ (Internationale Koordinierung, Bildungs-/Forschungszentrum) Kriminalistisches Institut Referat IZ 33 65173 Wiesbaden

 

Vermutlich wird weltweit jede 4. Frau vergewaltigt, das entspricht 25%.
2018 lebten 41.948.786 weibliche Personen in Deutschland.
25% sind 10.487.196,5 weibliche Menschen, die in Deutschland sexuelle Gewalt erlebt haben.

Vergewaltigung

Vergewaltigung erniedrigt die Betroffenen in extremer Form. Die psychologischen Folgen sind gravierend.

Vergewaltigung ist eine extreme Form sexualisierter Gewalt, bei der Sexualität als Mittel zur

Machtdemonstration, Demütigung und Unterwerfung von Frauen und Mädchen eingesetzt wird.

Eine Vergewaltigung bedeutet für jede Frau und für jedes Mädchen eine massive Verletzung ihrer Persönlichkeit

und körperlichen und seelischen Unversehrtheit.

Ihr wird der Wille einer anderen Person mit Gewalt aufgezwungen – und dies im äußerst sensiblen Bereich

ihrer sexuellen Selbstbestimmung.

Vergewaltigung

ist

jedes Eindringen in den Körper

oder der Versuch

des Eindringens in den Körper einer Person

ohne deren Einverständnis

 

Artikel 36 der Istanbul-Konvention

Zitat

sex müssen beide wollen

wenn eine einfach nur daliegt

weil sie noch nicht so weit ist

nicht in der Stimmung ist

oder einfach nicht will

und der andere sich trotzdem

mit ihrem Körper vergnügt

dann ist es keine liebe

dann ist es vergewaltigung

 

rupi kaur – milch und honig

Zitat

Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen.

Johann Wolfgang Goethe

Essay

Das Essay ist eine geistreiche Abhandlung, in der wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Phänomene betrachtet werden. Das Essay behandelt zwar ein Sachthema, bedient sich bei den Mitteln aber jene der Belletristik. Somit bietet es der Autorin die Möglichkeit, sich sachlich mit einem Thema auseinanderzusetzen, aber dennoch persönliche Erfahrungen einfließen zu lassen.

Anna Baerlin