Das erste Mal, heldinnenhaft 1

Sie freute sich, ein Treffen mit ihren Freundinnen. Da standen sie und lachten.
„Hallo, ihr habt ja gute Laune. Was ist denn so lustig?“
„Claudia hat von ihrem ersten Mal erzählt. Wie war es denn bei dir?“
Mein erstes mal, ich kann mich sehr gut erinnern.
Ich wollte irgendwohin, keine Ahnung wohin. An der Ecke vom Bunker hat
mich ein Typ angesprochen, ich kannte ihn vom Sehen. Gesprochen hatte ich
nie mit ihm. Die anderen Mädchen fanden ihn attraktiv. Ich nicht.
Er hatte lange Haare, und das gefiel mir nicht. Auf jeden Fall hat er mich
angesprochen und gesagt, ich soll mit zu ihm kommen. Obwohl ich keinerlei
Erfahrung hatte, wusste ich sofort, was er von mir wollte. Und ich wusste, dass ich
es nicht wollte. Panik. Blockade. Leere.
„Du kommst jetzt mit!“
Keine Ahnung, was zu tun ist. Überforderung, Verzweiflung, keine Idee.
Da kam ein Mann, packte den Typ am Kragen und drückte ihn gegen eine Hauswand.
„Wenn du noch einmal irgendeinem Mädchen drohst, dann bekommst du es mit mir zu tun. Ich werde dich dermaßen zusammenschlagen, dass man nicht mehr erkennt, ob du Männlein oder Weiblein bist. Vergiss dich und lass die Frauen in Ruhe.“
Ich stand da, völlig fassungslos, und sah, wie der Typ verschwand.
Das Mann kam auf mich zu und fragte mich, wo ich hin wolle.
„Nach Hause“, antwortete ich.
„Soll ich dich ein Stück begleiten?“
Ich nickte. Wir gingen eine Zeit lang nebeneinander her. Dann blieb ich stehen und sagte: „Da vorne wohne ich.“
„Okay, dann mach’s gut.“
Ich sah ihn an, dann drehte ich mich um und ging.
Er hatte es in ihren Augen gesehen, ihre große Dankbarkeit, so wie er zuvor ihre große Verzweiflung gesehen hatte.